Sie treffen sich in einer Gaststätte in Bottrop und spachteln und trinken bis nichts mehr reingeht und machen dann noch weiter. Der historische Hintergrund der Überlebenden der beiden Weltkriege wird zwar nicht offen erwähnt, scheint immer wie durch einen Schleier hindurch. Und obwohl die 8-jährige Erzählerin sich die Zusammenhänge selbst zusammenreimen muss, macht sich hier Trauer und Verzweiflung breit, die von den Betroffenen schnell wieder überspielt wird. Iris Brandewiede versetzt uns in eine Zeit, in der die Flüchtlinge nicht aus Afghanistan sondern aus Brandenburg kamen, in der man in einer Gaststätte Suppe mit Eierstich und Markklößchen serviert bekam, Herrengedecke aufgetragen werden und Kinder einfach Teil des Ganzen sind, aber nicht ständig observiert und gemaßregelt werden oder in irgendetwas instruiert oder über irgendetwas informiert – sondern als selbstständige kleine Horde ohne Supervision allein die Gegend erkunden können.
Iris Brandewiedes Stil ist ironisch, geistreich aber auch fast schon nostalgisch, denn es geht um eine vergangene Zeit, die nie wiederkommen wird, weder die Zeit der sorglosen Kindheit noch die Zeit, in der die beiden Weltkriege noch erlebte Geschichte waren. Iris Brandewiede hat die Fähigkeit das Alltägliche besonders erscheinen zu lassen, uns das Persönliche als allgemeine Erfahrung erleben zu lassen. Und für mich passt das in die Weihnachtszeit, die mich an Kindheit und Deutschland denken lässt, denn in diesem Southern Land auf der anderen Seite der Erdkugel ist Weihnachten einfach nicht weihnachtlich – und ich bin mir sicher, dass es vielen Deutsch-Australiern ähnlich geht.
hat uns auch die Corona Chroniken für dieses Programm geliefert und schon zwei Bücher veröffentlicht, die man hier finden kann: